Freitag, 14. Juni 2013

Information - Wert der Zukunft

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Zweiter Teil
Notwendigkeiten für den gesellschaftlichen Wandel

Kapitel II – Informationszeitalter

Information - Wert der Zukunft // fehlende Wertstabilität der Information

Information - Wert der Zukunft

Die wohl größte Errungenschaft des 20 Jahrhunderts ist die Entwicklung der Rechenmaschine, die dem Menschen herausragende Perspektiven eröffnet und ein neues Zeitalter der Information einleitet. Schon diese frühen Tage der Informationsgesellschaft, in der viele Konzepte mitunter noch hilflos um eine gefestigte und damit zukunftsfähige Struktur ringen, deuten an, dass gewaltige Umwälzungen bevorstehen, die letztendlich menschliches Dasein neu definieren werden. Die fortlaufende Anhäufung und Konservierung von Information, also die besonders erfolgreiche Entwicklung von Kultur, ist das herausragende Kennzeichen des Menschen, das ihm seine Überlegenheit über alle anderen irdischen Geschöpfe sichert. In dieser Größenordnung ist diese „äußere“ Weitergabe von Informationen erst mit uns entstanden. Zuvor dominierte die „innere“ Herausbildung und Vererbung der Information des strukturellen Aufbaus der Lebewesen. Dem Bedürfnis des Menschen, Augenblickliches für die Zukunft zu bewahren, entspringt die Entwicklung des Computers, der unsere Fähigkeiten der Datenerfassung und Konservierung enorm erweitert. Der Unterschied zwischen der ersten Höhlenmalerei und dem, was Technologie heute leistet, ist gewaltig und dennoch sind dies nur zwei Beispiele des gleichen universellen Prinzips. In jedem Augenblick werden heute so viele Daten erfasst und bewahrt, dass einzelne Menschen längst nur noch winzige Aspekte dieser Fülle verinnerlichen können. Hundertfach tasten Satelliten die Erdoberfläche ab und senden uns umfangreiche Information, unser Verständnis des genetischen Codes wächst täglich dank des Einsatzes von IT - und viele Projekte, wie zum Beispiel der Teilchenbeschleuniger am CERN wurden mit dem Computer überhaupt erst möglich. Moderne Naturwissenschaft käme kaum noch einen Schritt vorwärts ohne massiven Einsatz von Technologie. Aber auch alltägliche Bereiche werden in Windeseile erobert. 3D-Kinofilme sind auf Blu-ray oder per Download erhältlich, wichtige Ereignisse erreichen uns nahezu ohne Zeitverzögerung und mit neuen Formen des sozialen Austauschs werden Umsätze in Milliardenhöhe generiert. Der Mensch im Informationszeitalter ist nicht mehr bereit ohne die omnipräsenten Vernetzung zu leben. Er ist in eine Abhängigkeit geraten, die den Fortschritt dieser Technologie garantiert. Die Computer und Datennetzwerke wecken das Interesse des Menschen und binden ihn immer fester in ihre Strukturen ein. In dieser pränatalen Phase konkretisieren sich also erste Züge eines in Zukunft hervorkommenden künstlichen Bewusstseins.
Im Zuge der technologischen Evolution steigt der Wert der Information immer mehr an. Zugleich verlieren traditionelle Güter zunehmend von ihrer einst beinahe ausschließlichen Bedeutung. Sie werden bloße Basis eines darauf fußenden an Einfluss gewinnenden Überbaus. Das anbrechende Informationszeitalter wird ganz neue Lösungsansätze für sehr viele fundamentale Probleme hervorbringen. Im Zuge dieser Entwicklung wächst das Interesse des Menschen an Daten, weshalb deren Wert kontinuierlich steigt. Menschlicher Geist integriert sich zunehmend in die dadurch heranwachsende Struktur der Informationsnetzwerke. Es entsteht ein Wesen, das jederzeit das vollständige Wissen über die Welt mit sich führt. Bewusstsein verlagert sich auf höhere Ebenen, wodurch die Evolution neue Nischen erobert.
Die Entwicklung der Computertechnologie ist von zwei primären Tendenzen gekennzeichnet. Die Rechengeschwindigkeit nimmt exponentiell zu, das heißt es können immer umfassendere Datenmengen verarbeitet und gespeichert werden. Zugleich nehmen die Abmessungen der Bauteile weiter ab. In der Konsequenz steigt die Dichte der Rechenleistung kontinuierlich und die Geräte werden immer kleiner. Im Gegensatz zu traditionellen Produkten benötigen die Erzeugnisse der Informationsgesellschaft viel weniger Rohstoffe. Der Wert eines in seine Ausgangstoffe zerlegten Smartphones repräsentiert kaum seinen Verkaufspreis. Selbst die Kosten der verwendeten Energie sind hierfür unbedeutend. Der eigentliche Wert entsteht durch die kreative Leistung der Entwickler, also durch deren Herausarbeiten eben jener Information, die beschreibt, wie das Produkt zu fertigen ist. Die moderne Industrie erzeugt immer mehr Waren dieser Art. Sie veredelt wenig wertvolles Material auf Basis eines immer umfassenderen Verständnisses der Wirklichkeit. Weil sich Information nahezu kostenfrei vervielfältigen lässt und eben sie den eigentlichen Wert moderner IT-Produkte bildet, spricht nichts gegen eine Welt, in der grundsätzlich jeder Mensch Zugang zum Wissen der Menschheit erhält.
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Mittwoch, 12. Juni 2013

Perspektive der Arbeit

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Zweiter Teil
Notwendigkeiten für den gesellschaftlichen Wandel

Kapitel I – Der Produktionswandel

Wandel der Produktion // Perspektive der Arbeit

Perspektive der Arbeit

Menschliche Arbeit ist wie alles im evolutionären Treiben einem stetigen Wandel unterworfen. Zu allen Zeiten gab es ein Interesse durch Verringerung des Aufwands einen Zuwachs an Effizienz zu erzielen. Mit der Entwicklung des Pflugs verließ die Menschheit die Gartenbaugesellschaft und betrat das Zeitalter des Ackerbaus. Die Nahrungsproduktion stieg immens an, wodurch fortan das Überleben von viel mehr Individuen sichergestellt werden konnte. Weil mit dem Pflug die Feldarbeit effizienter wurde, emergierten Freiräume der kulturellen Entwicklung. Nur noch ein Anteil der Bevölkerung war für die Produktion von Nahrung notwendig. Die von der Nahrungsproduktion freigestellte Bevölkerung erschloss neue Arbeitsfelder und entwickelte den Dasein formenden Einfluss weiter. Im bisher größten Zeitraum menschlicher Geschichte überstieg die Nachfrage nach Arbeitskraft deren Angebot. Deshalb prägte der Kampf der Arbeiter um bessere Arbeitsbedingungen das politische Geschehen bis ins 20. Jahrhundert hinein. Ein wichtiger Wendepunkt menschlichen Schaffens begann mit der Industrialisierung. Seit dem wächst der Anteil der Maschine an der Wertegenerierung unaufhaltsam und dieser Zuwachs geht mit einer Minderung des Anteils menschlicher Arbeit einher. Diese Entwicklung sichert den Besitzern von Produktionsmitteln eine Steigerung ihres Gewinnes, weil eben diese Produktionsmittel für einen immer größeren Anteil des neu entstehenden Wertes verantwortlich sind. Die Gegenwart ist ohne Automatisierung nicht mehr zu denken. Nur maschinelle Fertigung kann die hohen Ansprüche des Menschen noch erfüllen. Im Gegensatz zu früheren Entwicklungen führen immer intelligenter werdende Automatisierungstechnologien inzwischen tatsächlich zu einer Verminderung des Bedarfs menschlicher Arbeitskraft. Die Leistung eines wachsenden Anteils der Bevölkerung wird allein auf Grund der biologischen Konstitution nicht mehr nachgefragt, weil diese für die Wertegenerierung und Werteerhaltung keine Verwendung mehr findet. Automatisierung könnte zwar ein Segen sein, weil sie den Menschen von der Arbeitspflicht befreit - sie entwickelt sich aber zum zentralen Problem der sozialen Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert. Bisher wird die Tatsache der immer weiter anwachsenden Kapazität für Werteproduktion bei zugleich sinkendem menschlichen Anteil an dessen Genese seitens der Politik erfolgreich verdrängt.
Auf Grund der anhaltenden Weiterentwicklung menschliche Arbeit ersetzender Technologie wird das Aufgabenfeld des Menschen zunehmend in die Sphäre rein kreativer Tätigkeit verlagert. In allen anderen Bereichen nimmt die Leistungsfähigkeit computergestützter Systeme nur noch zu. Um den Anforderungen dieser Verlagerung menschlicher Aufgabenfelder gerecht zu werden, bedarf es eines wesentlich leistungsfähigeren Bildungssystems, mit dem das allgemeine Bildungsniveau kontinuierlich angehoben wird. Die traditionellen Formen der Lehre gelangen inzwischen an die Grenzen ihrer Möglichkeiten und werden den Ansprüchen eines zukünftigen Arbeitsmarktes nicht mehr gerecht. Mit neuen auf Informationstechnologie basierenden Bildungsformen entstehen nachhaltige Alternativen. Auf Grund der potentiellen Omnipräsenz der Datennetze erhält die Forderung eines Menschenrechts auf Zugang zu einem Bildungsvollangebot erstmals eine umfassende Rechtfertigung. Mit dem Aufbau IT-basierter Bildungskonzepte können viel mehr Individuen bis zu den Grenzregionen menschlichen Wissens vordringen. Sie werden in die Lage versetzt kreative Tätigkeiten aufzunehmen.
Der Weg hin zu einer Gesellschaft, in der Menschen nur noch kreativ tätig werden, ist weit. Bis zu diesem Ziel sind noch große Herausforderungen zu bewältigen, in deren Folge neue Tätigkeitsfelder erschlossen werden. Vor allem im Bereich der Entwicklung von Technologie und Software werden viele Menschen auch in Zukunft noch einen gut bezahlten Job finden. Dieses Wirken bringt eben die Systeme hervor, die später Stück für Stück auch diese Aufgaben übernehmen. Sobald Technologie dann beginnt sich flexibel an die Bedürfnisse der Benutzer anzupassen, werden selbst große Produktionsanlagen so einfach zu steuern sein, dass dafür kaum noch Personal notwendig ist. An diesem Punkt endet schließlich die Epoche des zur Arbeit gezwungenen Menschen. Ohne Korrektiv ist Marktwirtschaft in diesem neu entstehenden Umfeld ökonomisch nicht mehr tragbar. Die Besitzer von Produktionsmitteln werden auch gemeinsam mit der kreativ arbeitenden Bevölkerung nicht annähernd den Wert nachfragen, der auf Basis einer hochautomatisierten Wirtschaft geschaffen werden kann. Der menschliche Fortschritt würde also bloß auf Grund eines selbst auferlegten Prinzips gebremst.
In einer vom Zwang zur Arbeit befreiten Gesellschaft wird alles Notwendige und Lebensqualitätsoptimierende von technologischen Sklaven produziert. Es besteht deshalb kein Grund mehr, Menschen zur Aufnahme einer Tätigkeit zu verpflichten. Weil der Bedarf an kreativen Kräften zugleich enorm zunimmt, erhält die Förderung der Entwicklung notwendiger Kompetenzen einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Automatisierung befördert damit den direkten Weg in eine Bildungsgesellschaft, in der individuelle Entwicklung zur zentralen Herausforderung wird. Basierend auf diesen neuen Freiräumen widmen sich Menschen dann vermehrt den großen Idealen, sie werten die Gegenwart kreativ auf und gestalten die Welt aus ästhetischen Gesichtspunkten neu. Wenn das Überleben garantiert ist und die Pflicht zur Anteilnahme an der Produktivität überwunden wurde, dann wird die Kunst an Einfluss gewinnen. Der Zuwachs an Freizeit gibt Raum für sportliche Betätigung und gemeinsames Spiel. Das Leben insgesamt gewinnt an Qualität.
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Dienstag, 11. Juni 2013

Wandel der Produktion

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Zweiter Teil
Notwendigkeiten für den gesellschaftlichen Wandel

Kapitel I – Der Produktionswandel

Wandel der Produktion // Perspektive der Arbeit

Wandel der Produktion

Ein sanfter Druck der Natur führt den Menschen unweigerlich in ein neues Zeitalter. Die Geschehnisse der Gegenwart halten die Menschheit auf dem Pfad des universellen Wandels der Evolution. Viele Prinzipien, die für lange Zeit der Gesellschaft eine Ordnung verliehen, werden in einer hoch technologisierten Welt immer unbrauchbarer. Vor allem der Begriff der Arbeit wird sich gemeinsam mit der Idee der Vergütung von Leistung verändern.
Menschliches Schaffen dient direkt oder indirekt dem in die Welt Treten von neuen Werten. Das Dasein wird eben wegen dieses Wirkens für uns wertvoller. Menschliche Kreativität formt durch geschickte Lenkung der Hand des Töpfers einen Krug, wodurch auf Grund dieses transformierenden Wirkens ein neuer Nutzen in der Natur hervortritt, der zuvor im Ton der Tongrube nur als reines Potential vorhanden war. Wir transzendieren Aspekte unserer Umwelt, nutzen das Material der Erde und gestalten auf diese Weise einen neuen Augenblick. An diesem typisch menschlichen Wirken hat sich seit dem ersten Werkzeuggebrauch in der Steinzeit nichts grundlegend verändert. In diesen Tagen offenbart unser Schaffen nun im Silizium Eigenschaften, die man dem Sand der Strände kaum zutrauen würde. Dennoch ist es immer noch derselbe Prozess der das Gegenwärtige einer Transformation unterwirft und auf diese Weise Eigenschaften emergiert, die in der Natur erst durch uns eine Verwendung finden. Stück für Stück entdeckt der Mensch die Potentiale, die seine Umwelt für ihn bereithält. Während des größten Zeitraums seiner Geschichte war vor allem das Wirken des menschlichen Individuums für diesen Gestaltungsprozess verantwortlich.
Seit dem Ende des zweiten Jahrtausends wird die Produktion durch zunehmende Technologisierung immer effizienter. Das Wirken des Menschen wird dabei in weiten Bereichen überflüssig. Dieser Prozess besitzt eine häufig unterschätzte Wirkweite und wird die Gesellschaften im 21. Jahrhundert mittelfristig einem tiefgreifenden Strukturwandel unterwerfen. Lange schon sind Maschinen vor allem bei Routineprozessen dem Menschen weit überlegen. Sie sind schneller, präziser, ausdauernder und verfügen über mehr Kraft. Die Tatsache der Erschaffung immer umfangreicheren Wohlstands bei immer weniger Notwendigkeit der Anteilnahme des Menschen ist zunächst eine durchaus zu begrüßende Entwicklung - eine Entwicklung aber, die ohne Neubegründung der sozialen Marktwirtschaft viel des gestalterischen Potentials der Menschheit verschwenden würde. Wenn die Erzeugung von Wert zunehmend auf Maschinen übergeht und nur einem kleinen Anteil der Bevölkerung diese Produktionsmittel gehören, dann wächst der Wohlstand dieser Wenigen während zugleich der über den Lohn für Arbeit ausgeschüttete Anteil am geschaffenen Wert sinkt. Auf den ersten Blick scheint dies vielleicht der Nachfrage nach Privatjets und Luxusyachten zuträglich sein – aber eine tiefgründige Analyse widerlegt selbst diesen ersten Anschein. Wenn der Anteil des Lohnes am geschaffenen Wert immer weiter sinkt, weil Maschinen in Privatbesitz immer weitere Aufgabenfelder des Menschen übernehmen, dann konzentriert sich Kapital vermehrt in den Händen immer weniger Menschen. Diese Kapitalkonzentration führt zu sinkender Nachfrage vor allem nach Waren, die in hohen Stückzahlen verkauft werden. Sinkende Nachfrage führt zu verringerter Produktion und dadurch schließlich zu einer verminderten Generierung von Werten. Diese allgemein verminderte Leistungsfähigkeit der Wirtschaft wirkt sich schließlich selbst auf die Nachfrage nach Privatjets und Luxusyachten aus.
Automatisierung beginnt bei sehr einfachen Routinetätigkeiten und wird durch anhaltende Weiterentwicklung fähiger immer komplexe Aufgaben auszuführen. Dementsprechend sinkt zunächst der Bedarf an geringer qualifizierter Arbeitskraft. Dieser Prozess setzt sich jedoch im weiteren zeitlichen Verlauf fort und wirkt sich schließlich auf immer anspruchsvollere Tätigkeiten aus. Die Leistungserwartungen an den Arbeitnehmer steigen deshalb kontinuierlich an. Als Ergebnis wird ein wachsender Anteil der Bevölkerung ein Leben lang von jeder Erwerbstätigkeit ausgeschlossen. Aktuell berücksichtigen die Sozialsysteme diese absehbaren Veränderungen kaum. Während bisher viel dank einer zunehmend besser ausgebildeten Bevölkerung abgefangen werden konnte, gelangen wir in Deutschland diesbezüglich inzwischen an eine Grenze. Das allgemeine Bildungsniveau ist in Deutschland bereits sehr hoch und kann auf traditionellem Weg kaum noch verbessert werden. Während also der durch leistungsfähige Feldmaschinen verursachte Schwund des Bedarfs ungelernter Arbeitskräfte noch gut durch verbesserte Ausbildung kompensiert werden konnte, wird es in Zukunft viel schwieriger auch für Taxi- oder LKW-Fahrer neue Jobs zu schaffen, wenn autonome Fahrzeuge im Straßenverkehr sicher geworden sind. Die anhaltende Entwicklung der Automatisierungstechnologie wird den Menschen aus der Sphäre des materiellen Wirkens verdrängen. Langfristig können Maschinen prinzipiell jede bloß ausführende Tätigkeit erledigen.
Der Automatisierungsprozess fußt auf der Evolution der Computertechnologie. Ihre exponentielle Entwicklung führt dazu, dass auch geistige Tätigkeiten von Maschinen schneller, präziser und auf immer höheren Abstraktionsebenen erledigt werden. In letzter Konsequenz führt dieser Prozess zu einem Menschen, der durch bloße Artikulation seines Willens mit Hilfe computergesteuerter Roboter die Realität verändert. Dann sind Computer derart leistungsfähig geworden, dass allein rein schöpferische Tätigkeit an den Grenzen menschlicher Vorstellungsfähigkeit im Gestaltungsprozess benötigt wird. Ein Ende des Automatisierungsprozesses ist also erst erreicht, wenn sich selbst optimierende Computerprozesse Intelligenz entwickeln und echtes künstliches Selbstbewusstsein im Dasein hervortritt. Viele Wissenschaftler sind zuversichtlich dies noch während des 21. Jahrhunderts bewerkstelligen zu können. Spätestens an diesem Punkt wird es unausweichlich auch das wohl bedeutendste Grundprinzip der Marktwirtschaft, den Privatbesitz an Produktionsmitteln, auf den Prüfstand zu stellen.
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Montag, 10. Juni 2013

Die Dynamik der natürlichen Hierarchie

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Erster Teil
Grundbegriffe

Kapitel II – Die natürliche Hierarchie

Die natürliche Hierarchie // Die Dynamik der natürlichen Hierarchie

Die Dynamik der natürlichen Hierarchie

Die natürliche Hierarchie ist ein Produkt der Evolution und wird nicht etwa erst künstlich durch den Menschen errichtet. Intuitiv übernahmen wir diese besondere Eigenschaft der Natur und entwickelten daraus die Idee einer Stufenfolge als Basis der gesellschaftlichen Ordnung. Selten war das Ergebnis im Sinne der Mehrheit des Volkes - dessen ungeachtet war dieses strukturbildende Prinzip höchst effektiv darin große Kulturen hervorzubringen und zu erhalten. Ein Kennzeichen historischer Hierarchien ist deren höchst statischer Charakter. In Königshäuser geborene Monarchen erhielten irgendwann in ihrem Leben das höchste Amt und verloren es erst mit dem eigenen Tod. Gesellschaften waren in diesen Tagen nur wenig veränderlich. Meist wurde bereits mit der Geburt festgelegt, welche weiteren Möglichkeiten das Leben bereithielt. Es gab eine stabile Hierarchie, die auf Erbschaft gegründet war. Zwar entwickelten die Gesellschaften im historischen Verlauf immer mehr Dynamik, dennoch prägt Statik noch immer das Bild der Gegenwart. Selbst demokratisch gewählte Regierungen bewahren - ungeachtet ihrer Leistung - meist mehrere Jahre ihre Macht.
Völlig anders ist diese Situation hingegen bei der natürlichen Hierarchie. Ihr besonderes Kennzeichen ist Dynamik. Die Positionen der einzelnen Wesen verändern sich dauernd. Basis für die Herausbildung der natürlichen Hierarchie ist die individuelle Evolution und der sich daraus ergebende Fortschritt in der Ausweitung des Gewahrens der Welt. Weil dieser Prozess erst im hohen Alter wirklich endet und zugleich in allen Individuen wirksam ist, entstehen höchst unterschiedliche Grade des entwickelten Bewusstseins. Dies garantiert anhaltende Dynamik. Auf derselben Stufe beginnend verfügen alle Menschen zunächst über annähernd gleiche Möglichkeiten für ihre zukünftige Entwicklung. Jedoch entwickeln sie auf jeweils ganz eigenen Pfaden die Potentiale ihres Bewusstseins verschieden schnell. Bereits kurz nach der Geburt entstehen deshalb erste Unterschiede und zugleich ein erster Rang innerhalb der natürlichen Hierarchie. Der Eine läuft bereits und spricht, während ein Anderer erst beginnt zu krabbeln und nicht den Anschein macht jemals irgendetwas sagen zu wollen. Weil sich diese höchst individuelle Entfaltung der persönlichen Stärken und Schwächen im weiteren Leben fortsetzt, entstehen mit zunehmenden Alter auch immer größere Entwicklungsunterschiede. Wenige werden Weisheit erlangen, Viele Mittelwerte erreichen und Einige auf Grund geistiger Behinderungen nicht den Stand vorpubertärer Kinder überschreiten. Wenn in einem Augenblick die Entwicklungsstände aller Menschen erfasst werden, dann deckt die Darstellung dieser Daten innerhalb einer Hierarchie das gesamte Spektrum zwischen Neugeborenen und Höchstentwickelten ab. Aber bereits einen Moment später hat sich die Situation verändert. Es zeigen sich Verschiebungen in Bezug zu den zuvor eingenommen Plätzen. Innerhalb dieser Hierarchie ist auch ein einmal erklommener Spitzenplatz kein Ort des Ausruhens. Mit jeder Entwicklungspause rücken Andere nach. Die Wirklichkeit befindet sich in ständiger Veränderung und die einzige statische Konstante daran ist anhaltende Dynamik.
Die Besitzhierarchie unserer Tage ist wesentlich dynamischer als die Rangfolgen der frühen Despotien. Heute begrenzt vor allem Kapital individuelle Möglichkeiten die Welt zu gestalten. Zwar ist es in Deutschland durchaus möglich auch ohne wohlhabende Eltern zu Einfluss und Macht zu gelangen, dennoch bieten gut situierte Familien dafür häufig weit bessere Rahmenbedingungen. Die Hierarchien der Gegenwart sind wesentlich durchlässiger als historische. Aus diesem Grund wird die soziale Marktwirtschaft dem egalitären Ansatz gerechter. Sie bleibt dessen ungeachtet vom Optimum aber noch weit entfernt. Unsere aktuelle Weltordnung gelangt inzwischen an eine Grenze, an welcher ihr Nutzen in Bezug zum dafür notwendigen Aufwand es immer weniger rechtfertigt an ihr festzuhalten. Es mangelt an Flexibilität sich in eine zunehmend schneller ändernde Umwelt einzupassen. Die Spaltung der Welt in Arm und Reich wird selbst durch Entwicklungshilfe nicht kleiner, weil die Geschwindigkeit des Hervorkommens armer Völker viel geringer ist, als die Entwicklung der Industrienationen. Auf diesem Weg scheint ein Aufholen unmöglich - wirkliche Alternativen dazu konnten sich bisher allerdings nicht durchsetzen.
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Donnerstag, 14. März 2013

Die natürliche Hierarchie

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NEU FASSUNG VOM 11.03.2013 NEU
aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution (Version 2013)


Erster Teil
Grundbegriffe

Kapitel II – Die natürliche Hierarchie

Die natürliche Hierarchie // Die Dynamik der natürlichen Hierarchie

Die natürlich Hierarchie

Hierarchien entstehen als ein Ergebnis des evolutionären Prozesses. Das gesamte Dasein ist streng hierarchisch oder besser holarchisch (Ken Wilber – Eros, Kosmos, Logos) aufgebaut. Alle Dinge im Universum sind Holons. Dieser Begriff, von Arthur Koestler geprägt und von Ken Wilber weiter entwickelt, verdeutlicht, dass jedes Element der Wirklichkeit immer zugleich ein Ganzes und Teil eines größeren Ganzen ist. Aus der Tatsache dieses Doppelcharakters entsteht eine Hierarchie, in der die Einordnung auf Stufen sehr einfach gelingt. Zur Verdeutlichung das Beispiel einer solchen Holarchie.

Mensch
Tier
Organe
Zellen
Moleküle
Atome
Atomteile (Elektronen, Protonen, Neutronen)
Quarks

Jede dieser Entitäten bildet eigenständige Erscheinungsformen aus. Während Quarks dazu nur innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne zu Anbeginn des Universums in der Lage waren und die Veränderung der herrschenden Bedingungen rasch zur Ausbildung umfassender Ganzheiten führten, besitzen die folgenden Stufen größere Festigkeit.
Ein Atom ist ein für sich vorkommendes Ganzes, das darin Protonen, Elektronen und Neutronen integriert. Moleküle wiederum spannen eine gegenüber den Atomen transzendente Stufe der Hierarchie auf. Die Integration von Wasserstoff- und Sauerstoffatomen im Wassermolekül führt zur Herausbildung einer neuen Stufe von Materie mit Eigenschaften, die nicht direkt aus den Teilen abgeleitet werden können. Das Molekül bindet seine Bestandteile fest ein und übernimmt Aspekte ihrer Autonomie. Wohin auch immer sich das Molekül bewegt, dahin bewegen sich die Atome. Analog gilt diese Überlegung für das Tier. Es besteht aus Organen, die Zellen enthalten, die aus Molekülen aufgebaut sind. Der Mensch wiederum erweitert die bloß tierischen Daseinsformen um die Fähigkeiten von Geist und Kultur. Tierisches ist deshalb ein weiteres Holon dieser Stufenfolge. Es ist als Träger des Geistigen wesentlicher Bestandteil menschlichen Daseins und beinhaltet in sich selbst untergeordnete Holons. Die jeweilige Stufe innerhalb der Hierarchie lässt sich sehr einfach ermitteln. Entfernt man gedanklich ein Element darin, wie z.B. Moleküle, dann fällt alles weg, was darauf aufbaut. So lässt sich entscheiden, was grundlegend und was höher ist. Ohne Moleküle keine Zellen, Organe, Tiere und Menschen. Atome, Atomteile und Quarks hingegen bleiben bestehen. Deshalb sind Erstgenannte Ganzheiten umfassenderer Ordnung und über dem Molekül und die übrigen darunter einzuordnen.
Auch Bewusstsein entfaltet sich über Stufen einer solchen Hierarchie. Nach seiner Geburt besitzt der Mensch zunächst kaum mehr Fähigkeiten als hoch entwickelte Säugetiere. In sich trägt er jedoch Potentiale, die im Ergebnis weiterer individueller Evolution hervortreten. Im Verlauf seiner Bewusstseinsentwicklung löst sich das Individuum von der ausschließlichen Identifikation mit dem Leib, es entwickelt ein selbsterkennendes Ego, das den Körper seinem Willen unterwirft.
Jede funktionierende Ebene sichert den wechselseitigen Ausgleich der Einflüsse zwischen Teilen und Ganzen. Dennoch sind Machtverhältnisse klar zugunsten der transzendenten Einheit verschoben. Deshalb gehorcht mein Arm vor allem meinem Willen und die Atome als dessen Bestandteile bestimmen bloß den physikalischen Rahmen der Möglichkeiten einer solchen Bewegung. Diese fundamentale Abhängigkeit des Höheren vom Grundlegenden hindert menschlichen Geist daran sich über die Gesetze der Natur hinwegzusetzen. In dieser Weise beeinflussen tierische Triebe unseren Willen, wie auch Schmerzen die Sicht auf die Welt verändern. Solch gegenseitiger Machtausgleich wird krankhaft, wenn einzelne Ebenen derart an Einfluss gewinnen, dass sie die Daseinsgrundlage höher oder tiefer liegende Schichten zerstören. Tritt keine Stabilisierung ein, wird das gesamte System zusammenbrechen. Wenn ein Mensch die Signale seines Körpers missachtet, seine Leistungsfähigkeit überschätzt und Energien verausgabt, die zur Erhaltung der Vitalfunktionen benötigt werden, dann wird ein Notfallsystem einen Zusammenbruch bewirken, der zu einem Verlust an Bewusstsein führt. Das umgekehrte Beispiel einer Zerstörung durch tiefer liegende Schichten findet man bei schweren Erkrankungen wie Alzheimer. Die fortlaufende Degeneration des Gehirns zerstört die Grundlage des Geistes. Auch hier zerbricht im weiteren Verlauf das gesamte System.
Die natürliche Hierarchie umfasst alle Aspekte der Entwicklung des Bewusstseins. Durch den Vergleich aller Lebensformen untereinander lässt sich aus dem Grade ihrer jeweiligen Bewusstheit die Höhe innerhalb einer solchen Stufenfolge ableiten. In seinem Hauptwerk „Eros, Kosmos, Logos“ veranschaulicht Ken Wilber diesen Zusammenhang mit folgender Hierarchie. Darin stehen links die verschiedenen Klassen der Lebewesen und rechts deren Möglichkeiten sich dem Sein bewusst zu werden.

Komplexer Neokortex
(Mensch)
Begriffe
 
Organismen mit Neokortex
(Primaten)
Symbole
 
Organismen mit limbischem System
(niedere Säugetiere)
Emotion/Bildhaftigkeit
 
Organismen mit Hirnstamm
(Reptilien)
Impuls/Emotion
 
Organismen mit Rückenmark
(Fische, Amphibien)
Wahrnehmung/Impuls
 
Neuronale Organismen
(z.B. Ringelwürmer)
Wahrnehmung
 
Protoneuronale Organismen
(z.B. Hohltiere)
Empfindungsvermögen
 
Metabolische Organismen
(z.B. Pflanzen)
Rudimentäres Empfindungsvermögen
 

Diese Rangfolge beschreibt zugleich den Weg der Evolution von den Anfängen des ersten Lebens bis hin zur Entwicklung des Menschen. Es entsteht eine Bewusstseinshierarchie, die bei fast absoluter Wahrnehmungsunfähigkeit beginnt und bei Wesen der höchsten evolutionären Stufen endet. Die Evolution bringt in ihrem Prozess eine Mannigfaltigkeit höchst unterschiedlicher Lebensformen hervor und bewahrt zugleich alles, was sich den wandelnden Umweltbedingungen anzupassen vermag. Deshalb existieren im Spektrum der Bewusstseinshierarchie keine Sprünge zwischen den verschiedenen Graden.
Aber diese Unterschiede in der Fähigkeit zur Wahrnehmung gibt es nicht nur im Vergleich zwischen den jeweiligen Arten der Lebewesen. Auch innerhalb einer Gattung existieren Grade der Bewusstheit. Deshalb wissen sich ältere Tiere wegen ihrer größeren Erfahrung meist besser im Dasein zurechtzufinden als jüngere. Doch besonders stark treten diese Unterschiede beim Menschen hervor. Dessen angeborenes Potential der weiteren individuellen Evolution entfaltet sich über viele Stufen. Über diese Ebenen erwacht der Mensch zu einer immer umfassenderen Erfahrung der Wirklichkeit und deshalb wird in jedem Augenblick ein Spektrum menschlichen Bewusstseins aufgespannt, das sich von der Unbewusstheit nach der Zeugung bis hin zu den höchsten Ausprägungen besonderer Einzelner erstreckt. Dieser besondere Ausschnitt der natürlichen Hierarchie wird im dritten Teil zur Grundlage einer modernen Gesellschaftsordnung. Bisher ist diese Stufenfolge zwar eine Tatsache des Lebens, aber noch zu wenig offen gelegt, um dem Leben des Menschen eine Struktur zu geben. Dessen ungeachtet übt sie schon heute großen Einfluss auf unser Dasein, weil der Grad der Entwicklung maßgeblich ist für die Fähigkeit eines Individuums die Gegenwart zu gestalten. Und trotz vieler Ausnahmen, steigt in statistischer Tendenz die Lebensqualität mit zunehmender Tiefe kosmischen Gewahrens.
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Montag, 11. März 2013

Möglichkeiten der Zukunft

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NEU FASSUNG VOM 11.03.2013 NEU
aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution (Version 2013)


Erster Teil
Grundbegriffe

Kapitel I – Die natürliche Evolution

Erwachendes kosmisches Bewusstsein // Geschichte der Evolution // Möglichkeiten der Zukunft // Das Spektrum des menschlichen Bewusstseins // Die Evolution des Individuums // Die äußere Evolution - die Entfaltung der Idee Mensch // Die hinduistische Philosophie

Möglichkeiten der Zukunft

In unseren Tagen erhellt sich der Blick auf die Zukunft und so werden wir sicherer darin, Vorhersagen zu treffen und das Kommende zu erahnen. Wir beginnen die Evolution als das Wirken zu verstehen, das die Gestalt der Gegenwart herausarbeitet, leiten aus der Kontinuität der Abläufe Konsequenzen ab, verstehen die Gesetzmäßigkeiten, die diesem Prozess zu Grunde liegen und besitzen deshalb eine Ahnung des Kommenden, die entlang der Zeitachse ein Vorher -Wissen wird. Der Mensch wurde zu einem mächtigen Gestalter der Umwelt. Deshalb gehorchen viele der ablaufenden Prozesse auf der Erde nun seinem Willen. Die Vorhersagen insbesondere dieser Bereiche sind innerhalb kurzer Zeitrahmen sehr präzise. Im wirtschaftlichen Umfeld werden Planungen aufgestellt und Kalkulationen angefertigt. Selbst wenn diese häufig nicht eingehalten werden, beweisen sie in der Summe dennoch, dass wir Kenntnisse über folgende Ereignisse besitzen. Ebenso sind Politische Entscheidung immer Entscheidungen über die Zukunft. Sie setzen die künftigen Rahmenbedingungen der Gesellschaft. Je größer aber die Zeiträume werden, desto dichter wird der Nebel, der eine klare Sicht verhindert. Will man keine konkreten Aussagen über menschliches Wirken treffen, sondern den den Gesetzen der Evolution unterlegenen Wandel seiner Natur beschreiben, dann sind verlässliche Prognosen durchaus möglich. Jedes Individuum trägt mehr oder weniger zur Entwicklung seiner Außenwelt bei. Dieses Projekt besitzt den Namen Kultur und wurde spätestens mit dem Aufkommen des Ackerbaus zur zentralen evolutionäre Macht dieses Planeten. Kultur entsteht durch einen wechselseitigen Austausch zwischen den Generationen. Der heranwachsende Mensch wird davon geprägt, verinnerlicht sie und wird auf Basis dieses Erbes befähigt einen eigenen Beitrag zu leisten. Sein Rückwirken entwickelt Kultur, die deshalb wiederum eine neue Verinnerlichung künftiger Generationen bewirkt. Beide Seiten dieses Geschehens sind direkt voneinander abhängig, wobei innere Evolution äußerer immer vorausgeht und deshalb jederzeit Einzelne über den kulturellen Stand herauswachsen. Deren zunächst bloß individuelle Erfahrungen erzeugen durch den damit verursachten Wandel ihres Wesens weitere Kulturentwicklung, wodurch der Inhalt dieser neuen Formen des Welterlebens kollektiviert wird. Berichte derart besonderer Wesen können uns Aufschluss über die zukünftige Ausformung menschlichen Bewusstseins geben. Das Erwachen kosmischen Bewusstseins wird auf diesem Weg weiter fortschreiten, wenn Leben nicht in irgendeiner Form massiv bedroht wird. Dabei werden bisher nur vereinzelt entwickelte Bewusstseinsformen im weiteren Verlauf kollektiv verwirklicht.
Immanuel Kant stellt in seiner Kritik der reinen Vernunft dar, wohin das Licht der Vernunft reicht und zugleich, dass es eine Grenze gibt, hinter der ihr Vieles für immer verschlossen bleibt. Die Wahrheit kann nicht durch Spaltung in kleinste Teilaspekte gefunden werden. Auch Synthese führt zu keinem allumfassenden Ganzen und weil unsere Erkenntnisfähigkeit nur Ausschnitte zu betrachten vermag, sind wir verdammt, mit einem Kerzenlicht eine Alles umfassende Dunkelheit zu erkunden. Das Potential unserer Art ist aber längst nicht ausgeschöpft und dessen volle Entfaltung benötigt wesentlich mehr Zeit, als bisher verstrichen ist. Wie die Evolution den Menschen im Kollektiv zu einem „vernünftigen“ Leben führte, so wird der gleiche Antrieb auch ein Überschreiten dieser bloß rationalen Ebene bewirken. Mit dem Erwachen des Bewusstseins befreien sich die Wesen zunehmend von ihrer Gebundenheit an die niederen Sphären. Der Schritt auf eine neue Ebene, eröffnet neue Freiräume. Tiere transzendierten die Gebundenheit an feste Orte und lernten sich im Raum zu bewegen. Der Mensch gestaltet seine Umwelt neu und macht sie für sich nutzbar. Diese Gesetzmäßigkeit wachsender Freiheit als Ergebnis der Evolution ist determiniert durch den Zwang der Entfaltung und so findet man zu dem paradox anmutenden Schluss: "Die Evolution zwingt die Wesen zur Freiheit".
Wenn der Mensch dieser Zeit beginnt, sich nicht als Endpunkt eines gewaltigen Prozesses zu begreifen und wenn er versteht, dass Evolution nicht bei dem aufhört, was aktuell erreicht wurde, dann erfasst er zugleich, dass jede Gegenwart immer auch der Anfang von etwas Größerem ist. Unser Wirken im Augenblick gestaltet das Aussehen der Welt von morgen und auf diese Weise schreiben wir unsere eigene Geschichte selbst. Wenn wir dabei die Zukunft immer als eine noch nicht offenbarte Gegenwart erkennen und ihr die Möglichkeiten einräumen, die sie besitzt, dann beschränken wir die Geschwindigkeit der Entfaltung der Potentiale weniger und finden schneller den Weg in bessere Zeiten. Es ist die Arroganz des Egos, die uns glauben lässt ein Ende erreicht zu haben, obwohl wir doch offensichtlich gerade erst beginnen, unsere noch überwiegend vom Tierischen beherrschte Form zu überwinden. Indem wir der Evolution zu einem Bewusstsein ihres eigenen Wirkens verhelfen und zugleich lernen, die Potentiale des Daseins gemäß unserem Willen zu offenbaren, erwacht die Existenz aus ihrem unbewussten Schlummer. Durch uns entscheidet Natur nun zumindest halb erwacht darüber, wie die weitere Entwicklung verläuft. Der überwiegende Anteil aber unterliegt weiterhin ihrem unbewussten Dahintreiben. Das Erwachen im Kosmos setzt sich fort, bis die Natur durch uns oder durch eine andere intelligente Macht bewusst entscheidet, auf welchen Bahnen Evolution verläuft. Als wirksamste offenbarende Macht liegt es in der Verantwortung der Menschheit damit sorgsam und im Einklang mit anderen Lebensformen umzugehen.
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Samstag, 9. März 2013

Geschichte der Evolution

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NEU FASSUNG VOM 09.03.2013 NEU
aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution (Version 2013)


Erster Teil
Grundbegriffe

Kapitel I – Die natürliche Evolution

Erwachendes kosmisches Bewusstsein // Geschichte der Evolution // Möglichkeiten der Zukunft // Das Spektrum des menschlichen Bewusstseins // Die Evolution des Individuums // Die äußere Evolution - die Entfaltung der Idee Mensch // Die hinduistische Philosophie

Geschichte der Evolution

Als Schritt innerhalb des evolutionären Geschehens ist der Mensch ein Wesen, das sein Potential bisher längst nicht vollständig entfalten konnte. Dennoch thront dieses Bewusstsein auf der Ebene des reflektierenden Geistes weit über allen anderen irdischen Lebensformen und verfügt nun über neue Mittel des Fortschritts auf dem Weg hin zu immer umfassenderen Formen des erwachenden kosmischen Gewahrens. Während absolute Erfahrung der Wirklichkeit als Telos der Evolution bereits im Urknall festgesetzt wurde, besitzt die konkrete Ausgestaltung Grade der Freiheit. Dass also ein sich auf zwei Beinen fortbewegendes Säugetier die Prinzipien der Natur durch Vernunft erschließt, unterliegt dem Zufall. Dass aber überhaupt eine solche Reflektion über Tatsachen stattfindet, war hingegen schon zu Anbeginn der Zeit mit den ersten Parametern dieses Universums festgelegt.
Ein gewaltiger materieller Umformungsprozess ermöglichte erst die Entfaltung unserer besonderen Art die Welt zu erfahren. Die Natur schreibt dabei eine wunderbar anmutende Geschichte mit vielen Bänden, die jeweils aufeinander aufbauen und Vorangegangenes um kreative Aspekte erweitern. Es war eine besonders feine Justierung kosmischer Parameter notwendig, damit dieses große Projekt nicht zu früh scheitert. Bereits kleinste Abweichungen der Naturgesetze hätten eine Entstehung von Leben auf der Erde verhindert. Wäre zum Beispiel die Luft der Atmosphäre nicht farblos, dann würde kein Licht bis zur Oberfläche unseres Planeten gelangen. Wäre das Verschmelzen von Wasserstoffatomen unter Freisetzung großer Energiemengen nicht möglich, dann gäbe es keine Sterne und somit auch kein Licht im Universum. Leben erfordert sehr spezielle Bedingungen, um zu keimen. Dieses Indiz der Existenz einer intelligenten Schöpferkraft wird allzu schnell mit dem anthropischen Prinzip zurückgewiesen. In der Tat gäbe es keine Verwunderung über die außergewöhnlich feinjustierten kosmischen Parameter, wenn die Welt keine reflektierende Betrachtung zuließe. Aber selbst im wissenschaftlichen Konzept des Multiversums, in der unser Universum mit seinen besonderen Parametern bloß eine Variation im Pool der Verwirklichung aller Möglichkeit ist, hält das Staunen darüber an, warum besonders „potente“ Universen hohe Komplexität und Selbstbewusstsein hervorbringen.
Zu Beginn der Zeit entstand sehr bald nach dem Urknall ein erster Urstoff als Urgrund und somit unterste Ebene jeder weiteren Entfaltung. Auf Grund der mit der Materie zugleich entstandenen Gravitation und einer inhomogenen Verteilung der Wasserstoffkerne im Universum, kam es zu räumlichen „Verklumpungen“. Solche Haufen einfacher Atome fielen zusammen und verdichteten sich solange, bis der wirkende Druck die Abstoßungskräfte zwischen den Protonen überwand. Eine erste Fusion entfachte das Licht im bis dahin dunklen Universum und liefert seitdem sowohl Energie, als auch schwere Elemente in Form von „Asche“, wie Kohlenstoff. Einen der Sterne späterer Generationen umkreist ein Planet in 365 ¼ Tagen. Hier herrschten beste Bedingungen für die Entfaltung von Leben. Der Abstand zur Sonne ist gerade so groß, dass Wasser in riesigen Ozeanen in flüssiger Form vorkommt. Nach anerkannter wissenschaftlicher Auffassung begann hier die Geschichte des Lebens. Es entstanden Pflanzen, die ein erstes Rudiment des Bewusstseins entwickelten. Ihr Wachsen wird beeinflusst durch die Reaktion auf Licht und Schwerkraft. Sie nehmen Kohlendioxid der Atmosphäre auf und mehren mit dem darin gebunden Kohlenstoff, sowie dem Wasserstoff des Wassermoleküls ihre Substanz. Photosynthese bereichert auf diesem Weg die Atmosphäre mit Sauerstoff und ermöglichte ein neues Kapitel der Geschichte. Es entstanden Formen des Lebens, die Sauerstoff atmen und Pflanzenmaterial als Nahrung verwerten. Im Tier entwickelten sich  damit erstmals echte Sinne, jene fünf großen Tore, über die Wirklichkeit sich den Wesen offenbart. Diese den Pflanzen weit überlegene Form des Bewusstseins spannt eine neue Ebene kosmischen Gewahrens auf, welche auf der vorhergehenden einen sicheren Halt findet. In der Materie involviertes absolutes Bewusstsein entfaltete, getrieben vollkommenere Ausdrucksformen zu finden, zunächst Pflanzen und im weiteren Verlauf Tiere.
Der bisher letzte große Abschnitt dieses Prozesses begann, als im Affen ein reflektierendes Mental hervortrat, das seine Erfahrungen begrifflich zu analysieren vermochte. Der Mensch erfasst Zusammenhänge, die jenseits des Sensuellen liegen und erweitert das Bewusstsein über den Horizont des Augenblicks. Er erinnert Vergangenes und ahnt Kommendes. Diese Fähigkeiten verschafften ihm den entscheidenden Vorteil im Kampf um natürliche Ressourcen. Er wurde Herr über Pflanzen und Tiere, machte tiefer liegende Ebenen für sich nutzbar und veränderte das Leben seinen Ansprüchen gemäß. Aus Materie der Umgebung gestaltete er neue Formen, die er fortan als Werkzeug verwendete. Spätestens mit der Erfindung des Pfluges begann eine Epoche, in der die Nahrungsproduktion so effizient wurde, dass ein Teil der Bevölkerung nun andere Aufgaben verrichten konnte. Das den Menschen umgebende Chaos wurde strukturiert, es entstanden große soziale Gemeinschaften und zugleich Kultur als ein neues mächtiges evolutionäres Prinzip.
Heute gelingt es den Planeten zu verlassen, den Mars zu erkunden, mit Raketen den Mond zu besuchen. Wir spalten Atome, produzieren Antimaterie, beamen Quanten und suchen mit Teleskopen nach möglichem Leben im Universum. Prozessoren verdoppeln etwa alle zwei Jahre ihre Leistungsfähigkeit. Das Gewahren der Umwelt wird so immer umfassender. Eine Besonderheit des Menschen innerhalb dieses evolutionären Geschehens sind die von ihm erschaffenen Methoden Informationen über den Augenblick zu konservieren. Für Jahrtausende war Schrift dafür das bedeutendste Mittel und nur ihrer Erfindung verdanken wir unsere Kenntnis von Werken, die das Leben vergangener Epochen beschreiben. Heute sammeln Kameras, Mikrophone, Satelliten und andere digitale Sinne ständig Informationen. Deren digitale Information wird gespeichert, um für spätere Augenblicke abrufbar zur Verfügung zu stehen.  All diese Entwicklungen zeigen, in welch ungeheurer Geschwindigkeit die Evolution durch uns heute fortschreitet und lässt erahnen, dass ein nächster Schritt unvorstellbare Veränderungen ins Dasein bringen wird. Jederzeit wirkt in uns der Drang absoluten Bewusstseins vermittels eines unstillbaren Verlangens nach allumfassendem Wissen. Getrieben, Unwissenheit in Wissen zu wandeln, fügen wir jede Sekunde dem Puzzle der Wahrheit ein neues Teil hinzu und bleiben dessen ungeachtet Gefangene eines halberleuchteten Zustands, in dem jeder Hoffnung auf mehr Licht nur größerer Schatten folgt.
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