Montag, 10. Juni 2013

Die Dynamik der natürlichen Hierarchie

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Erster Teil
Grundbegriffe

Kapitel II – Die natürliche Hierarchie

Die natürliche Hierarchie // Die Dynamik der natürlichen Hierarchie

Die Dynamik der natürlichen Hierarchie

Die natürliche Hierarchie ist ein Produkt der Evolution und wird nicht etwa erst künstlich durch den Menschen errichtet. Intuitiv übernahmen wir diese besondere Eigenschaft der Natur und entwickelten daraus die Idee einer Stufenfolge als Basis der gesellschaftlichen Ordnung. Selten war das Ergebnis im Sinne der Mehrheit des Volkes - dessen ungeachtet war dieses strukturbildende Prinzip höchst effektiv darin große Kulturen hervorzubringen und zu erhalten. Ein Kennzeichen historischer Hierarchien ist deren höchst statischer Charakter. In Königshäuser geborene Monarchen erhielten irgendwann in ihrem Leben das höchste Amt und verloren es erst mit dem eigenen Tod. Gesellschaften waren in diesen Tagen nur wenig veränderlich. Meist wurde bereits mit der Geburt festgelegt, welche weiteren Möglichkeiten das Leben bereithielt. Es gab eine stabile Hierarchie, die auf Erbschaft gegründet war. Zwar entwickelten die Gesellschaften im historischen Verlauf immer mehr Dynamik, dennoch prägt Statik noch immer das Bild der Gegenwart. Selbst demokratisch gewählte Regierungen bewahren - ungeachtet ihrer Leistung - meist mehrere Jahre ihre Macht.
Völlig anders ist diese Situation hingegen bei der natürlichen Hierarchie. Ihr besonderes Kennzeichen ist Dynamik. Die Positionen der einzelnen Wesen verändern sich dauernd. Basis für die Herausbildung der natürlichen Hierarchie ist die individuelle Evolution und der sich daraus ergebende Fortschritt in der Ausweitung des Gewahrens der Welt. Weil dieser Prozess erst im hohen Alter wirklich endet und zugleich in allen Individuen wirksam ist, entstehen höchst unterschiedliche Grade des entwickelten Bewusstseins. Dies garantiert anhaltende Dynamik. Auf derselben Stufe beginnend verfügen alle Menschen zunächst über annähernd gleiche Möglichkeiten für ihre zukünftige Entwicklung. Jedoch entwickeln sie auf jeweils ganz eigenen Pfaden die Potentiale ihres Bewusstseins verschieden schnell. Bereits kurz nach der Geburt entstehen deshalb erste Unterschiede und zugleich ein erster Rang innerhalb der natürlichen Hierarchie. Der Eine läuft bereits und spricht, während ein Anderer erst beginnt zu krabbeln und nicht den Anschein macht jemals irgendetwas sagen zu wollen. Weil sich diese höchst individuelle Entfaltung der persönlichen Stärken und Schwächen im weiteren Leben fortsetzt, entstehen mit zunehmenden Alter auch immer größere Entwicklungsunterschiede. Wenige werden Weisheit erlangen, Viele Mittelwerte erreichen und Einige auf Grund geistiger Behinderungen nicht den Stand vorpubertärer Kinder überschreiten. Wenn in einem Augenblick die Entwicklungsstände aller Menschen erfasst werden, dann deckt die Darstellung dieser Daten innerhalb einer Hierarchie das gesamte Spektrum zwischen Neugeborenen und Höchstentwickelten ab. Aber bereits einen Moment später hat sich die Situation verändert. Es zeigen sich Verschiebungen in Bezug zu den zuvor eingenommen Plätzen. Innerhalb dieser Hierarchie ist auch ein einmal erklommener Spitzenplatz kein Ort des Ausruhens. Mit jeder Entwicklungspause rücken Andere nach. Die Wirklichkeit befindet sich in ständiger Veränderung und die einzige statische Konstante daran ist anhaltende Dynamik.
Die Besitzhierarchie unserer Tage ist wesentlich dynamischer als die Rangfolgen der frühen Despotien. Heute begrenzt vor allem Kapital individuelle Möglichkeiten die Welt zu gestalten. Zwar ist es in Deutschland durchaus möglich auch ohne wohlhabende Eltern zu Einfluss und Macht zu gelangen, dennoch bieten gut situierte Familien dafür häufig weit bessere Rahmenbedingungen. Die Hierarchien der Gegenwart sind wesentlich durchlässiger als historische. Aus diesem Grund wird die soziale Marktwirtschaft dem egalitären Ansatz gerechter. Sie bleibt dessen ungeachtet vom Optimum aber noch weit entfernt. Unsere aktuelle Weltordnung gelangt inzwischen an eine Grenze, an welcher ihr Nutzen in Bezug zum dafür notwendigen Aufwand es immer weniger rechtfertigt an ihr festzuhalten. Es mangelt an Flexibilität sich in eine zunehmend schneller ändernde Umwelt einzupassen. Die Spaltung der Welt in Arm und Reich wird selbst durch Entwicklungshilfe nicht kleiner, weil die Geschwindigkeit des Hervorkommens armer Völker viel geringer ist, als die Entwicklung der Industrienationen. Auf diesem Weg scheint ein Aufholen unmöglich - wirkliche Alternativen dazu konnten sich bisher allerdings nicht durchsetzen.
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