Sonntag, 23. Juni 2013

Rohstofffreie Informationsvervielfältigung

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aus: Matthias Pochmann DNS (R)Evolution

Zweiter Teil
Notwendigkeiten für den gesellschaftlichen Wandel

Kapitel II – Informationszeitalter

Information - Wert der Zukunft // Rohstofffreie Informationsvervielfältigung

Rohstofffreie Informationsvervielfältigung

Das Aufkommen der Informationsgesellschaft setzt einen umfassenden Wandel des menschlichen Werteverständnisses in Gang. Dabei verliert der Verbraucher das Interesse an grundlegenden, bloß Leben erhaltenden Gütern zugunsten moderner auf Datenverarbeitung basierender Produkte. Grundsicherung wird Basis eines darauf fußenden Überbaus der Luxusindustrie. Diese Unterscheidung zwischen Luxus und Basis ändert sich im historischen Verlauf. Zu Beginn der Menschheit gab es kaum mehr als Nahrungsmittel. Luxus bedeutete hier der Überfluss an Nahrung und die Auswahl an verschiedenen Speisen. Diese Anfänge sind längst vergessen und so gehört inzwischen Strom und fließendes Wasser in den Industrienationen zu den grundlegenden Gütern. Im Informationszeitalter schließlich wird auch der Zugang zu den Datennetzwerken notwendige Basis für die Anteilnahme am gesellschaftlichen Leben. Im Zuge dieser Entwicklung wächst das Interesse des Menschen an Information und mit diesem gesteigerten Interesse nimmt deren Wert zu. Schon heute sind Google und Microsoft sehr bedeutende Unternehmen, die enormen Einfluss auf die Entwicklung menschlicher Kultur üben. Längst ist die Vermarktung reiner Information zum wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Die Geschwindigkeit des globalen Datenaustauschs steigt kontinuierlich an, wodurch zugleich der Wert der dafür notwendigen Technologie insgesamt zunimmt. Das Internet wird zum global omnipräsenten Medium, das vielfältige Zugangsformen kennt und nahezu jede Information zu jeder Zeit bereithält. Damit verlieren sehr vertraute Konzept der letzten Jahrhunderte, wie Tageszeitungen oder der bloß einseitige Medienkonsum zunehmend an Einfluss in der Meinungsbildung. Es entsteht ein neuer bidirektionaler Umgang mit Information. Die Bürger beteiligen sich wesentlich aktiver an der Entstehung des gemeinsamen kulturellen Erbes.
Information lässt sich immer einfacher vervielfältigen, wodurch es inzwischen prinzipiell möglich wird, jedem Menschen einen Zugang zur Gesamtmenge menschlicher Kenntnis zu bieten. Gleichsam wachsen die Übertragungsgeschwindigkeiten unaufhaltsam und der Fluss der Information wird zum reißenden Strom. Es ist längst einerlei, ob sich Daten physisch auf dem eigenen Rechner befinden oder auf einem Server an einem weit entfernten Ort. In beiden Fällen stehen sie sofort zur Verfügung, wenn man sie braucht. Die technologische Grundlage dafür evolviert in atemraubender Geschwindigkeit, weil das Interesse des Menschen sich auf diese rein geistigen Sphären der Information verlagert. Dadurch gewinnt eben das an Wert, was wegen des besonderen Charakters prinzipiell jeder Mensch besitzen kann. Marktwirtschaft sollte die Omnipräsenz der Information nicht behindern. Es ist unvernünftig einen Anteil der Menschheit zum Beispiel ein neues Betriebssystem vorzuenthalten, nur weil finanzielle Mittel fehlen. In einem solchen Fall schaden zusätzliche nicht bezahlte Kopien dem Unternehmen kaum.
Die Lebenswirklichkeit der Menschen verändert sich zunehmend und nur Systeme, die sich veränderten Wirklichkeiten anpassen, haben langfristig Bestand. Zusammen mit der Befreiung von der Pflicht zur Arbeit wird die wachsende Bedeutung nahezu rohstofffreier Informationsvervielfältigung eine neue Basis für moderne Gesellschaftskonzepte hervorbringen. Der Markt wird sich dafür mehr auf die grundlegende Versorgung konzentrieren und weniger stark das Leben des Menschen dominieren. Sollte es zudem gelingen die schöpferische Leistung als solche hinreichend zu würdigen, dann wird auch das Profitdenken mehr in den Hintergrund rücken.
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